Diese Zeilen sollen Interessierten meine Arbeit ein wenig näher bringen und helfen, sich im mittlerweile entstandenen Internet-Djembé-Dschungel etwas besser zurecht zu finden. Sie stellen aber nur meine momentane & subjektive Meinung dar. Sollten Sie in dem ein oder anderen hier erwähnten Punkt anderer Meinung sein, können Sie mich gerne kontaktieren und wir können darüber reden.
Ich habe mich dazu entschieden alte Djembés aufzuarbeiten, weil ich es - auch aus ökologischer Sicht - für sinnvoll halte, die hierzulande bereits vorhandenen Trommeln wieder fit zu machen.
Bei den Massen an Djembés, die mittlerweile importiert werden, ist das sicher nur ein Tropfen auf den heißen Stein,
aber ich fühle mich damit besser, wenn ich selbst möglichst wenig dazu beitrage.
Weil ich gerade beim Thema "Aufarbeitung" bin, möchte ich ein paar Worte zum Thema Risse, Astlöcher /-augen und sonstige angebliche Makel loswerden:
Viele Trommeln haben welche - im Fuß oder auch im Kelch. Entgegen dem, was oft behauptet wird, ist das in den allermeisten Fällen auch gar nicht schlimm. Wenn sie vernünftig repariert werden, fällt es meist kaum auf und hat auch klanglich keinerlei Auswirkung. Deutlich schlimmer fände ich, wenn man jede Trommel mit einem Riss oder einem Astloch gleich wegschmeißen und einen neuen Baum fällen würde. Ein solcher Gedanke kann wohl nur einer Überflussgesellschaft wie der unserigen entspringen.
Es handelt sich bei westafrikanischen Djembés nun mal um ein in Handarbeit aus einem Stamm herausgearbeitetes Naturprodukt. Viele Trommeln sind daher auch nicht 100%ig rund. Für den Klang ist auch das unerheblich.
Leuten, die Wert auf eine garantiert vollkommen runde und "makellose" Djembé legen, empfehle ich daher eine aus "fließbandgefertigter" Großproduktion. Klanglich können diese jedoch einer sauber verarbeiteten, westafrikanischen Hartholz-Djembé in der Regel nicht das Wasser reichen.
Bei allen TrommelGlück-Djembés handelt es sich um richtige Instrumente, die in reiner Handarbeit umfassend überarbeitet wurden. Es kommen keinerlei Maschinen zum Einsatz, sondern ausschließlich Handwerkzeuge.
Zur Bespannung verwende ich in der Regel mitteldicke bis dicke Ziegenfelle aus Mali und vorgereckte, dehnungsarme Polyesterseile. Eine von mir renovierte Djembé ist fast immer besser, als sie es neu war.
Die Verarbeitung "ab Werk" ist selten so gut, wie ich es mir wünsche. Viele Djembés haben wellige, unsauber gearbeitete Schlagkanten und/oder wackelige Füße, sind im Innenraum nur unzureichend ausgearbeitet oder mit minderwertigen Schnüren versehen. Hintergrund ist oft, dass die Trommelbauer beim Bau schon wissen, dass ihr Werk mit zig anderen in einen großen Container wandert und sie für ihre Arbeit auch nicht besonders gut bezahlt werden. Die heute bei uns meist verwendeten Polyesterseile müssen aus Europa importiert werden, weil solches Tau vor Ort nicht produziert wird. Dadurch sind sie teuer und es wird meist darauf verzichtet.
Was den Holzkorpus angeht, so ist es durchaus vorteilhaft, wenn dieser schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Man bekommt dadurch einen garantiert abgelagerten Korpus, wodurch sich die Gefahr später auftretender Spannungs- bzw. Trocknungsrisse quasi von selbst erledigt.
Leider kommt es (vor allem im Online-Handel) häufig vor, dass sehr mäßige Trommeln als
Profi-Instrumente deklariert werden und dann vermeintlich günstig sind.
Begriffe wie "Profi"-, oder "Master-Djembé" werden in Extremfällen sogar für Trommeln verwendet, die (manchmal auch in Indonesien) aus minderwertigen Materialien für den Tourimarkt "zusammengenagelt" wurden und die mit meinem Verständnis des Begriffs "Djembé" ungefähr so viel gemeinsam haben, wie die Pommesbude mit dem 5-Sterne Restaurant. Für Ungeübte ist das jedoch kaum zu erkennen. Aus diesem Grund verzichte ich in meinen Beschreibungen bewusst auf solche Begriffe und halte mich lieber an die mir bekannten Fakten. Da ich so gut wie alle Instrumente gebraucht und von Privatleuten bekomme, kann es schon mal sein, dass ich nicht alles über eine angebotene Trommel weiß - das sage ich dann auch.
Nachfolgend ein paar Worte zu den allgegenwärtigen Themen Hölzer, Herkunftsländer & Felle.
Im Djembébau verwendete Hölzer:
In diesem Bereich ist es manchmal schwierig eine 100%ige Zuordnung zu treffen - zumindest für mich ;-). Im Netz stoße ich immer wieder auf eindeutige Fehldeklarationen. Da wird dann häufig alles durcheinander gewürfelt - Weichholz zu Hartholz, Buschmango zu Lenké, Iroko zu Mahagoni ....
Nach meiner Erfahrung können, aufgrund der vielen verschiedenen Hölzer, die sich dann teilweise auch noch ähnlich sind, nicht mal westafrikanische Profis immer sicher die Holzart bestimmen. Erschwerend hinzu kommt noch, dass es meist auch etliche verschiedene Bezeichnungen für eine Holzart gibt. Im Endeffekt ist es auch nicht sooo wichtig, aus welchem Hartholz die Djembe nun besteht. Ich persönlich glaube jedenfalls, dass nur sehr wenige Leute mit geschlossenen Augen - also rein akustisch - erkennen, aus welchem Hartholz die Trommel hergestellt wurde. Die wohl gängisten Harthölzer im Djembébau sind:
Lenké / Lengué (das Ur-Djembéholz)
Afrikanisches Mahagoni (Djala)
Balafonholz / Palisander (Gbeng)
Buschmango (Doda / Dugura / Dimb / Cul Cul)
Iroko
Weitere häufig verwendete Hölzer sind Tweneboa (Ghana) und Melina (Guinea), die aber beide keine Harthölzer sind.
Wesentlich seltener als die vorgenannten auch Eisenholz (Gebelen), ein sehr schweres Holz, meist aus Burkina Faso.
Womit wir zum nächsten Punkt kommen - die Herkunftsländer:
Länder, in denen die vorgenannten und manchmal auch andere Harthölzer verwendet werden, sind Mali, Guinea, Burkina
Faso, die Elfenbeinküste, Senegal und Gambia.
Aus diesen Ländern kommen auch die besten Djembés, zumindest was die Grundsubstanz angeht. Über die tatsächliche
Verarbeitungsqualität sagt das Herkunftsland allein eher wenig aus, wobei man hier festhalten kann, dass die aus Senegal und Gambia ziemlich oft nur grob bearbeitet sind, was den Innenraum und
die Schlagkante angeht.
Erst danach kommen die immer wieder als Profi-Trommeln angepriesenen Ghana-Djembés. Dazu muss gesagt werden, dass die Djembé in Ghana keine Tradition hat, sondern dort erst mit dem Bau dieser Trommelart begonnen wurde, als Touristen anfingen danach zu fragen. Eine in Ghana traditionelle Trommelart ist z.B. die Kpanlogo, die wohl so etwas wie die ursprüngliche Conga ist. Die von dort kommenden Djembés sind daher häufig schlecht verarbeitet - vor allem der Kelch ist innen oft nur konisch geformt. Außerdem sind sie fast immer aus dem für diese Trommelart eigentlich zu weichen Tweneboa-Holz gefertigt, das wiederum für die Kpanlogos wunderbar ist. Der typische Djembésound ist geprägt von einem sehr dynamischen Klangbild. Mein persönlicher Eindruck ist, dass ein Teil dieser Dynamik von dem zu weichen Holz regelrecht gefressen wird. Ghana-Djembés haben zwar oft einen ausgeprägten (wummernden) Bass, klingen aber insgesamt oft recht flach und leblos im direkten Vergleich zu ihren Hartholz-Kolleginnen.
Diese Länderzuordnung ist jedoch nur ein sehr grober Überblick. Tatsächlich entscheidet sich die Qualität einer Djembé
im Einzelfall. Es gibt immer wieder auch gute Trommeln aus Ghana und sogar aus Indonesien (wenn auch sehr selten) und man findet auch gruselige aus den traditionellen Herkunftsländern. Bei von
mir zum Verkauf angebotenen Djembés ist die Verarbeitungsqualität sowieso nur noch geringfügig an den Herkunftsländern festzumachen.
Wie bei den Holzarten gibt es auch in Bezug auf das Herkunftsland immer wieder falsche Beschreibungen. Mit der Zeit entwickelt man einen Blick dafür, da es teils deutliche Unterschiede in der Formgebung, Verzierung und auch in der Holzauswahl gibt. So sind z.B. nahezu alle Djembés von der Elfenbeinküste aus Iroko, wohingegen Djembés aus Guinea, Mali oder Burkina Faso fast nie daraus bestehen. Ich würde heute sagen, dass ich wahrscheinlich die meisten Djembés nach Fotoansicht ihrem Herkunftsland zuordnen kann.
Da ich die Trommeln aber alle aus mindestens zweiter Hand bekomme, ist eine absolute Garantie oft nicht möglich. Bei meinen Angaben zum jeweiligen Herkunftsland, handelt es sich daher meist um Vermutungen mit ca. 98%iger Sicherheit.
Dieses Thema abschließend soll hier noch erwähnt werden, dass es auch in anderen Ländern Trommelbauer gibt, die hervorragende Djembés aus einheimischen Hölzern fertigen - ganz im Gegensatz zu der immer
wieder zu lesenden These, dass eine wirklich gute Djembé zwangsläufig aus Westafrika stammen muss.
Last but not least - die Felle:
Die im Djembébau verwendeten Fellqualitäten sind sehr unterschiedlich. Ich persönlich habe die besten Erfahrungen mit
naturbelassenen, luftgetrockneten Ziegenfellen auch Mali, Guinea, Burkina Faso oder auch der Elfenbeinküste gemacht. Von mir verwendet werden meist mitteldicke - dicke Häute mit
durchschnittlichen Stärken von ca. 0,6 - 1 mm. Die Einordnung fällt nicht immer leicht, weil naturbelassene Häute nie an allen Stellen gleich dick sind. Direkt im Wirbelsäulenbereich kann so ein
Fell in manchen Fällen doppelt so dick sein wie an der Stelle, die am weitesten davon entfernt ist.
Ich nehme meist vorrasierte Felle, weil man da einfach besser sieht, womit man es zu tun hat und auch, weil haarige
Felle von Motten bevorzugt werden.
Da diese Felle von Ziegen stammen, die auch mal durch's Gestrüpp gelaufen sind, kommt es immer wieder vor, dass sie von irgendwelchen Verletzungen Narben davongetragen haben, die man später auch sehen kann. Die immer wieder zu hörende bzw. zu lesende These, dass es sich dabei um Schwachstellen handelt, an denen das Fell schnell reißen wird, kann ich aus der Praxis, nach hunderten Bespannungen nicht wirklich bestätigen. Ich hatte selbst mal eine Djembé mit so einer Fellnarbe. Mehrmals wurde mir gesagt: " Oh, da musst Du aber aufpassen". Schlussendlich ist das Fell nach fast 10 Jahren an einer ganz anderen Stelle gerissen.
Die aus meiner Sicht häufigsten Gründe für Fellrisse sind Altersschwäche, Handhabungsfehler und Motten.
Von vorbehandelten, womit auch immer enthaarten Fellen konnte ich bisher nicht wirklich überzeugt werden und die kalkweißen Felle, die sich meist auf industriell gefertigten asiatischen Djembés befinden, taugen in der Regel gar nichts. Das gilt meist auch, wenn die dazu gehörende Trommel
400 EUR oder sogar mehr
kostet.
So denn, rhythmusikalische Grüße & viel Spasss!
Oli